Reni Schleicher - freiRaum - Coaching - München

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Neujahrsvorsätze - oder wie ich meinen inneren Schweinehund überliste.

Wer kennt sie nicht? Die guten alten Neujahrsvorsätze!

Ab dem neuen Jahr werde ich
- regelmäßig Sport treiben.
- mit dem Rauchen aufhören.
-  weniger Zeit am Handy verbringen.
-  abnehmen.

Neujahrsvorsätze sind gute Ziele, die man sich setzen kann. Doch warum ist es so schwer, sie durchzuhalten?

Das liegt an unserem inneren Schweinehund.

In Wirklichkeit ist das gar kein Hund, sondern unser faules Gehirn. Es möchte uns mit möglichst wenig Energie durchs Leben bringen, deshalb ist es schwerer, neue Routinen zu erlernen als alte Gewohnheiten beizubehalten. Unserem Gehirn ist dabei völlig egal, ob es sich um positive, uns wohltuende Routinen handelt oder negative Routinen, die uns sogar schaden.

Unser Gehirn versucht sogar, uns daran zu hindern, die Dinge zu tun, die gut für uns sind. Wir lassen uns ablenken, handeln impulsiv und sind vergesslich. Außerdem sind wir träge und tun das, was wir eigentlich tun sollten, nicht.

Zudem hat unser Gehirn eine Neigung, sofortige Befriedigung anstelle von langfristigen Vorteilen zu bevorzugen. Sie sind z. B. bei Freunden eingeladen und freuen sich auf das leckere Essen. Bevor es zu Tisch geht, stellt der Gastgeber eine Schale mit Chips auf den Tisch. Sie wissen, dass das Abendessen viel besser sein wird, aber Sie können einfach nicht widerstehen. Die Befriedigung, die Sie bekommen, wenn Sie die Chips in den Mund stecken, erfolgt sofort.

Das, was uns also hindert, die beste Version von uns selbst zu werden, bezeichnet man als „present bias“ („gegenwärtiges Vorurteil“). Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von einem „Gegenwarts-Ich“ und einem „Zukunfts-Ich“. Wobei wir Menschen dazu tendieren, die Bedürfnisse und Wünsche des „Gegenwarts-Ich“ sofort zu erfüllen.

Nun ist es nicht so, dass wir nicht erkennen würden, dass wir uns leicht ablenken lassen, dass wir impulsiv oder anfällig für Versuchungen sind. Ich weiß, dass ich gestern fast der Versuchung erlag, ein übergroßes Dessert zu essen. Das heißt noch lange nicht, dass ich dem Dessert widerstehen kann, wenn es heute vor mir steht. Die bloße Einsicht in das Problem reicht meist nicht aus, um es zu lösen.

Wenn wir unsere Gewohnheiten erfolgreich verändern wollen, braucht es Entscheidungen, die uns in der Zukunft helfen. Beispielsweise Geld für später zu sparen oder Sport zu treiben, um lange fit zu bleiben. Es fällt uns oft schwer, weil wir dafür nicht sofort eine Befriedigung, sprich Belohnung, erhalten.

Damit Ihre Entscheidungen Ihrem Zukunfts-Ich zugutekommen, brauchen Sie ein klares und überprüfbares Ziel, das Sie am besten mit etwas verbinden, das Ihnen Freude macht. Wenn Sie z. B. nach der Arbeit zum Abschalten gerne Serien schauen, trainieren Sie dabei auf dem Laufband im Fitnessstudio. Es ist auch hilfreich, sich mit Menschen zu umgeben, die Sie bei Ihrem Vorhaben unterstützen. Melden Sie sich z. B. mit Ihrer Freundin zusammen im Fitnessstudio an.

Nutzen Sie den Zauber des Neuen und ändern Sie Ihre Routinen z. B. nach dem Urlaub oder nach Ihrem Geburtstag. Studien haben ergeben, dass es uns dann leichter fällt, unsere Vorhaben umzusetzen. Machen Sie sich klar, welche Auswirkungen Ihr aktuelles Verhalten auf Ihre Zukunft hat. Wie es z. B. um Ihren Körper und Ihre Gesundheit in 5 oder 10 Jahren steht, wenn Sie weiterhin jeden Tag Burger, Pommes und Co. essen.

Vielleicht hilft es Ihnen ja auch, mit Ihrem Zukunfts-Ich einen Vertrag abzuschließen. Sie legen z. B. jeden Tag, an dem Sie nicht rauchen, 5 Euro in eine Box. Wenn Sie 6 Monate nicht geraucht haben, kaufen Sie sich davon etwas Schönes. Sollten Sie vorher wieder mit dem Rauchen anfangen, spenden Sie den gesamten Betrag an eine zuvor festgelegte Organisation.

Denken Sie wie ein Forscher: Welche Herausforderungen wird es bei der Umsetzung meines Vorhabens geben? Wo und wie trickse ich mich selbst gerne aus? Bewerten Sie Ihre Forschungsergebnisse weder als gut, noch als schlecht. Nehmen Sie einen analytischen Blick ein und halten Sie Ausschau nach möglichen Lösungen.

Es ist schwer, Gewohnheiten zu ändern, den Grund dafür kennen Sie ja nun: Ihr Gehirn läuft am liebsten auf Energiesparmodus. Probieren Sie die verschiedenen Strategien aus, um Ihre Ziele zu erreichen. Mit positiver Einstellung kann man viel erreichen. Ein junger Mann an der Universität Berkeley hat zwei berühmte ungelöste Mathematik-Probleme gelöst, weil er der Annahme war, dass es sich dabei um Hausaufgaben handelt. Wenn wir positiv denken, können wir viel mehr erreichen als wir denken.

Ganz ohne zusätzliche Anstrengung und Durchhaltevermögen wird es wohl nicht gehen. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall viel Erfolg dabei . . .  und haben Sie Geduld mit sich und Ihrem Gehirn!

 

 

Buch-Tipp: Katy Milkman ist Verhaltenswissenschaftlerin an der Wharton Business School in Philadelphia/USA. In ihrem Buch "How To Change" (aktuell nur in Englisch) beschreibt sie ausführlich, wie Veränderungen gelingen können.

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